Kreisdialog

Schon seit uralten Zeiten haben sich Menschen zusammengesetzt, oft um ein Feuer herum, um miteinander zu reden, Geschichten zu teilen und Lösungen zu finden. Auch heute noch kommen Gemeinschaften auf der ganzen Welt im Kreis zusammen, wenn es um große Entscheidungen oder schwierige Themen geht.

Beim Kreisdialog geht es darum, auf Augenhöhe zu sprechen, zuzuhören und uns dabei Zeit zu lassen. Ohne, dass wir uns einig sein müssen, fügt sich etwas ineinander, und etwas Neues, Unvorhersehbares zeigt sich aus der Mitte des Kreises.

 

Ablauf

Wir sitzen im Kreis zusammen. Vielleicht kennen sich die Teilnehmenden gut, vielleicht sind sie einander noch fremd. Für einige ist die Situation wahrscheinlich neu. Sie warten gespannt.

In der Mitte ist ein Feuer, etwa in Form einer Kerze und ein paar Blumen. Jedenfalls liegt dort ein Redegegenstand. Wahrscheinlich ein Stück Schwemmholz mit einer besonderen Zeichnung. Die Dialogbegleiterin erzäht eine Geschichte, um die Teilnehmenden mit der Idee des Dialogs vertraut zu machen. Wir sprechen über die Regeln: Nur wer den Redegegenstand in der Hand hat, ist am Wort. Er* oder sie* spricht von der eigenen Erfahrung oder Wahrnehmung, erzählt eine Geschichte oder stellt Fragen. Die anderen hören aufmerksam zu. Es darf Stille entstehen. Vielleicht wird etwas durch das Gesagte in jemand anders berührt und nun nimmt diese Person den Redegegenstand auf. Der Dialog nimmt seinen Lauf und vielleicht bleiben wir beim ursprünglichen Thema, vielleicht führt er uns woanders hin. Es geht nicht davon jemanden von etwas zu überzeugen und es muss sich auch niemand einig sein. Fragen dürfen unbeantwortet bleiben. Das war aus dem Kreis entsteht, kann niemand hervorsagen - es ist ein Abendteuer, an dem wir alle mitwirken.

Für den Kreisdialog nehmen wir uns eine Stunde oder sogar zwei Stunden Zeit. Wenn viele Personen da sind, wählen wir vielleicht auch eine Dialogform, bei der nur auf bestimmten Stühlen in der Mitte gesprochen wird. Vielleicht entscheiden wir uns auch dafür, den Redegegenstand aktiv weiterzugeben. Die Essenz bleibt jedenfalls die gleiche:

Die Verlangsamung des Gesprächs, der Kreis, aus dem heraus sich das Gespräch entwickelt, die Stille, das bewusste Ende und der bewusste Anfang. Wenn niemand darum kämpfen muss ans Wort zu kommen und seine Wahrheit zu sprechen, erhält das Gespräch Tiefe und in der gemeinsamen Präsenz wird Frieden erlebbar.

"Was wäre das wohl für eine Welt, in der wir alle wichtigen Gespräche auf diese, oder eine ähnliche Art und Weise führen würden?" - hat eine 15-jährige Teilnehmerin einmal am Ende eines Dialogs gefragt.